Drittes Geschlecht in Deutschland eintragbar

Unter den Medienberichten über die Zulassung eines dritten Geschlechts in Deutschland findet man natürlich auch das Klinefelter-Syndrom.

So im Spiegel, abgerufen am 10.11.17

So kann sich nur ein funktionsfähiges X-Chromosom in den Körperzellen befinden (Turner Syndrom). Einige Menschen mit X- und Y-Chromosom besitzen ein zusätzliches X-Chromosom in allen oder einem Teil der Körperzellen (Klinefelter-Syndrom). Bei mit solchen atypischen Chromosomenbildern geborenen Menschen gibt es oft körperliche Besonderheiten der Organe. Davon können auch die Sexualorgane oder deren Funktion betroffen sein. Sie weisen in der Regel aber keine zwischengeschlechtlichen Merkmale auf.

Meine Organe sind eigentlich normal ausgebildet.

Beim MDR, abgerufen am 10.11.17, steht:

Uneindeutig wird das Körpergeschlecht dagegen, wenn etwa nur ein einziges X-Chromosom vorhanden ist. Dieses sogenannte Turner-Syndrom führt zu einem äußeren weiblichen Erscheinungsbild. Es gilt als eine der häufigsten Ursache von Intersexualität. Es gibt aber auch die Variante von XXY-Chromosomen. Dieses sogenannte Klinefelter-Syndrom führt zu einer äußerlich männlichen Geschlechtsausprägung.

Das ist pauschal nicht richtig.

Die Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 10.11.17, schreibt:

Chromosomenveränderungen wiederum lassen Menschen mit Turner-Syndrom und dem Chromosomensatz XO zwar phänotypisch weiblich erscheinen, so wie das Klinefelter-Syndrom mit einem XXY-Satz äußerlich männlich wirkt – fehlende oder zusätzliche Geschlechtschromosomen allein machen aber nicht den Mann zum Mann und die Frau zur Frau.

Das ist besser geschrieben als beim MDR. Es wirkt zwar männlich, ist aber nicht zwingend identitätsstiftend.

Zu guter Letzt auch ein Artikel aus Österreich, aus DiePresse (abgerufen am 10.11.17)

Dieses sogenannte Turner-Syndrom führt zu einem äußeren weiblichen Erscheinungsbild und gilt als eine der häufigsten Ursache von Intersexualität. Es gibt aber auch die Variante von XXY-Chromosomen, dem sogenannten Klinefelter-Syndrom, mit einer äußerlich männlichen Geschlechtsausprägung.

Beim MDR abgeschrieben oder umgekehrt.

In Summe ist es zwar schön, dass XXY im Kreise der Intersexualität erwähnt wird, auch wenn das nur auf einen Bruchteil der XXY-Inhaber zutrifft. Die Mehrheit ist nicht intersexuell wie es im Hinblick auf ein drittes Geschlecht gemeint ist, sondern lediglich vom Chromosomensatz her und vom äußeren Erscheinungsbild zum Teil auch. Meine Hüften sind etwa viel breiter als die von „normalen“ Männern, was dazu führt, dass mir seit jeher die „Herrenhosen“ vom Schnitt nicht passen. Meine Muskelmasse ist besonders um Brust, Schultern und Arme weit geringer ausgeprägt, ich kann auch trotz Training kaum Muskelmasse aufbauen (übrigens auch trotz jahrelanger Testosterontherapie). Meine Hände sind sehr fein, eher weiblich vom Aussehen. Bei jenen 47,XXY ohne Testosteronzufuhr kommen noch ein fehlender Bartwuchs und spärliche Körperbehaarung hinzu. Entscheidend ist aber das Geschlecht, mit dem ich mich identifiziere. Und da bin ich wohl männlich. So 100% festlegen möchte ich mich auch nicht. Die meisten sind aber festgelegt und der Prozentsatz derer, die keine Testosterontherapie machen bzw. sich Östrogen zuführen lassen, um weiblicher zu erscheinen, ist sehr gering.

Insgesamt finde ich es erstrebenswert, wenn man Klinefelter-Syndrom nicht ausschließlich auf körperliche Merkmale reduziert, sondern ganzheitlich beleuchtet. Das geht in bloße Aufzählungen über das dritte Geschlecht leider ebenso unter wie die kritisch zu beurteilende Testosterontherapie im Kindes- und frühen Jugendalter, wenn die Vermännlichung selbst bei jenen erzwungen wird, die bis dahin noch nicht unsicher sind, mit welchem Geschlecht sie sich später identifizieren.