Auf der Website der Britischen Klinefelter-Vereinigung ksa-uk.net ist seit kurzem eine „Einverständniserklärung“ zu lesen, die Betroffene und Angehörige über Genderdiversität bei 47,XXY aufklärt. Dies ist äußerst wichtig zu berücksichtigen, ehe mit einer Hormonbehandlung oder der Entfernung von Brustgewebe (Gynäkomastie) begonnen wird. Im deutschsprachigen Raum existieren darüber bisher nahezu keine Informationen – jedenfalls nicht auf den Seiten der bestehenden Vereine und Selbsthilfegruppen. Ich habe den Text im Folgenden übersetzt:
Wir leben in einer Gesellschaft, die auf der Auffassung gründet, dass jeder entweder männlich oder weiblich ist. Das ist die erste Frage, wenn ein Baby zur Welt kommt: Ist es ein Junge oder ein Mädchen? Die Antwort ist gewöhnlich offenkundig. Wir schauen auf die Genitalien des Neugeborenen – wenn es einen Penis hat, ist es ein Junge, wenn nicht, ein Mädchen. Nun, nein, so einfach ist es nicht immer.
Manchmal passen die innenliegenden Fortpflanzungsorgane nicht zu den äußeren. Beispielsweise kann ein Kind mit einem Penis Eierstöcke besitzen. Wie lautet die Antwort dann?
In der Allgemeinbevölkerung werden Babys manchmal mit uneindeutigen Genitalien geboren. Beispielsweise kann es schwierig sein festzustellen, ob ein Baby eine vergrößerte Klitoris oder einen kleinen Penis hat. Wie lautet die Antwort dann?
Die Antwort ist, dass nicht jeder in dieses starre Stereotyp passt. Manche können nicht zugeordnet werden und viele wollen es nicht. Derzeit wächst das Bewusstsein in der Gesellschaft als Ganzes, dass Genderidentität nicht aus zwei festen Punkten, sondern aus einem Spektrum besteht – manche Männer sind ‚weiblicher‘ als andere und manche Frauen sind ‚männlicher‘ als andere. In den meisten Fällen stimmen Gender und Geschlecht überein, aber nicht bei allen. Manche Menschen wissen genau über ihre Genderidentität Bescheid, andere weniger. Manche spüren einen ‚fließenden Übergang‘ (“gender fluid“).
Nur der Einzelne selbst weiß, ob er sich als männlich, weiblich, nichts davon oder als beides identifiziert, und zwar unabhängig davon, wie er gegenüber anderen erscheint. Das gilt genauso für XXY-Menschen. Die meisten sind männlich, ein paar sind weiblich und andere keines von beidem – oder beides. Für XXY-Leute ist es vielleicht ein wenig komplizierter: Obwohl die meisten XXY-Babys männlich erscheinen, ist ihr Chromosomenmuster (47,XXY) weder männlich (46,XY) noch weiblich (46,XX). Das Klinefelter-Syndrom wird als Störung der sexuellen Entwicklung (Disorder of Sexual Development, DSD) klassifiziert, was eine neuartige Nomenklatur für intersexuell darstellt.
Eine Hormonbehandlung ändert nicht nur den Körper. Sie hat zudem Auswirkungen auf Persönlichkeit und Identität. Testosteron veranlasst eine Person, ‚männliche‘ Eigenschaften wie Bartwuchs, verstärktes Durchsetzungsvermögen und höhere Libido zu entwickeln – was für jemand in Ordnung geht, der ‚männlicher‘ sein will, aber möglicherweise nicht hilfreich für jemand ist, der glücklich ist, so wie er ist, der diese Unterschiede schätzt und nicht verändert werden will. Es gibt zudem noch andere, die sich wünschen, ‚weiblicher‘ zu werden.
Diese Behandlungen ändern das Leben und diese Entscheidungen sollten daher nicht getroffen werden, bevor der junge Menschen nicht in der Lage ist, sie selbst zu treffen. Eltern und Ärzte sollten das Kind nicht unter Druck setzen, und Eltern sollten, unabhängig der eigenen Gefühle darüber, klarstellen, dass sie ihr Kind unterstützen, egal wie es sich entscheidet.
Es sollte unbedingt erkannt werden, dass die Testosteronbehandlung, obwohl sie für viele geeignet ist, nicht für jeden die beste Wahl ist. Es gibt keine ‚korrekte‘ Entscheidung – es ist die des Einzelnen und es muss ihnen möglich sein, eine Entscheidung frei von äußerem Druck zu treffen. Ein gewisses Maß an Gender-Beratung oder -Einschätzung kann dabei hilfreich sein.
Gender unterscheidet sich von sexueller Orientierung oder Geschlecht. Menschen mit Klinefelter-Syndrom besitzen intersexuelle Körper und können männlich, weiblich, beides oder keines von beidem sein, und sind von der sexuellen Orientierung her heterosexuell, schwul oder beides – wie jeder andere auch. Bisher gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis, dass XXY die Häufigkeit von Homosexualität erhöht und lediglich nach Hörensagen und persönlichen Bekanntschaften gibt es Hinweise, dass ein fließender Gender-Übergang (“gender fluidness“) bei XXY häufiger vorkommt.
In einem solch empfindlichen und komplexen Gebiet sind Eltern mitunter von Zweifeln geplagt, wie sie ihre Kinder bestmöglich darin unterstützen können. Sie sollten sich ermutigt fühlen, beratende oder psychologische Unterstützung hinzuzuziehen. Fachkräfte und Eltern sollten ein gemeinsames Vorgehen in Erwägung ziehen, um möglichst einen breiten Kreis an Unterstützung für den Einzelnen zur Verfügung zu haben.
Gynäkomastie: ist es beim Klinfeltersyndrom eine „echte Gynäkomastie und/oder eine Lipomastie?
Durch den Abbau/Umbau des zugeführten Testosterons (mit)verursacht?
Es handelt sich beim KS um eine echte Gynäkomastie.
Zur Beantwortung der zweiten Frage: Überschüssiges Testosteron wird im Fettgewebe gerne mittels Aromatase teilweise in Östrogen umgesetzt. Und da meines Wissens grade das Brustgewebe eine erhöhte Ansprechbarkeit auf weibliche Geschlechtshormone besitzt, könnte man die Testosterongabe also auch als Mitverursacher sehen … so wird im Beipackzettel verschiedener Testosteron-Präparate bspw. Gynäkomastie auch als Nebenwirkung aufgeführt.
Beispiel-Beipackzettel: Seite 3, Tabelle: Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
http://www.fachinfo.de/pdf/009947
soy un ks, tengo 56 años,tengo muchas dudas al respecto, por que no sugieren soluciones